Mittwoch, 26. Dezember 2012

Weihnachten in Betlehem

Weihnachten in der Geburtsstätte Jesu. Ein Erlebnis, welches viele gerne einmal miterleben möchten. Gestern durfte ich es tun...

Doch fangen wir mal ein bisschen früher an. Die Weihnachtsstimmung hat in diesem Jahr auf sich warten lassen, kam dann aber auf einen Schlag.

Letzten Donnerstag gab es dann eine große Weihnachtsparty von der Jugendgruppe der King of Kings Church. Im Appartment angekommen, waren wir erstmal erschlagen von dem ganzen geblinke und gefunkel... Überall leuchtet etwas, überall Deko und sogar einen Weihnachtsbaum gab es. So ist die ganze, fehlende Weihnachtsstimmung bis zum 20. Dezember, konzentriert auf einen Schlag gekommen und sie hat echt Freude gemacht. Da ein Teil der Organisatoren aus der USA kam, verlief der Abend im stark amerikanisch angehauchtem Flair.
So gab es einen großen Truthan (den ersten den ich je gegessen habe; schmeckt wie ein Mischung aus Hänchen und Ente --> mmmh lecker)  zum essen und einen wunderschönen Karaokeabend mit hauptsächlich englischen Weihnachtsliedern. Nur hauptsächlich, da die Gangnam Style Vorstellung eines Koreaners nur an der nicht vorhanden Version des Liedes mit koreanischem Text gescheitert ist und da zum Abschluss des Abends von uns 3 deutschen, die bei der Party da waren, noch "Stille Nacht, Heilige Nacht" gesungen wurde. Für alle nicht-deutschen (also für alle außer uns :-D) auf jeden Fall ein lustiges Erlebnis, da die deutsche Sprache und die Deutschen allgemein, auch so manche Vorurteile im Ausland haben. Am Ende versuchten aber sogar alle mitzusingen und wir amüsierten uns prächtig.

Danach war´s das erstmal wieder mit der Weihnachtsstimmung. Es wurde wieder gearbeitet und der Alltag kam wieder zurück. Selbst an Heilig Abend musste ich bis um 20 Uhr arbeiten. So war ich zu anfangs doch etwas enttäuscht von dem diesjährigen Weihnachtsfest. So ganz alleine auf dem Heimweg macht man sich dann so Gedanken: jetzt lauf ich hier ganz alleine herum, zuhause sitzen sie alle schön zusammen und hier gibt´s nicht einmal Schnee :-/
Zuhause angekommen wurde dann aber erstmal mit der Familie geskypt :-) schon nach dem Weichnatsessen und nach der Beschehrung...
So bekam ich ein wenig der deutschen Weihnachtsstimmung zugesand .-)
schön mal euch alle zusammen zu sehen :-)




Für mich selbst ging es dann aber in die Altstadt Jerusalems. Im Christ Church Guest House, wo Sarah, eine gute Freundin von mir arbeitet, standen die Türen offen und es war jeder eingeladen zu kommen. An alle wurden Plätzchen und Glühwein verteilt und es gab den ganzen Abend lang wunderschönen Gesang in der Kirche. den ganzen Abend über kamen über 4000 Besucher um die schöne Atmosphäre mitzuerleben.


in der Mitternachtsmesse
Mit ein paar anderen Voluntären ging es um Mitternacht dann zur Messe, welche erstaunlicherweise, mitten in Jerusalem, hauptsächlich auf Deutsch war :-D
Nach einer kleinen Stärkung, mit Kaffe und Kuchen, traten wir dann um 2 Uhr nachts, mit etwa 100-150 anderen Deutschen, den Marsch nach Betlehem an. Zwischendrin wurde immer wieder Halt gemacht um ein paar Weihnachtslieder zu singen und zu beten.
So erreichten wir nach etwas mehr als 2h die Grenze nach Palästina. Auf der anderen Seite befanden wir uns plötzlich in einer richtigen Weihnachtswelt. Alles war beleuchtet und überall irgendwelche Weichantsdekoration, die man in Jerusalem nur im ganz spärlichen Ausmaße findet.



Als wir dann endlich um kurz vor 5Uhr morgens am großen Platz vor der Geburtskirche ankamen trafen wir, anstatt auf die befürchtete Menschenmengen, auf einen menschenleeren Platz der schön beleuchtet war und vollkommen ruhig. Ebenfalls in der Geburtskirche fanden sich nur ganz wenige Personen auf. So konnten wir einfach als Gruppe unten in die Grotte laufen, für die man mit einer Gruppe oft länger als 2h anstehen muss und hatten dort Zeit für uns.
Danach gab´s noch zum Abschluss, in einer kleinen Kapelle nebenan, ein Morgengebet, bevor sich wieder die Wege der Gruppe trennten.







riesiger Tannenbaum in Betlehem vor der Geburtskirche

Doch auf einmal waren wir gar nicht mehr allein. Oben in der Kirche hielten sich auf einmal hunderte von Asiaten auf und feierten einen Gottesdienst. So hatten wir die Gunst der Morgenstunde genutzt und hatten davor Zeit und Ruhe für uns :-) :-)

Doch dann ging´s endlich auch mal nach Hause und um kurz nach 7 ab ins Bett. Schön ausschlafen und den freien Tag genießen, bevor es dann heute wieder zur Arbeit ging.

In Vorfreude auf meinen Bruder, der morgen ankommt, wünsche ich euch noch frohe Weihnachten!!
liebe Grüße aus Israel

Mittwoch, 12. Dezember 2012

It´s Partytime!!

Chanukka - das 8 tägige Fest zur Einweihung des zweiten Tempels 164 v. Chr. - wird richtig groß gefeiert.
Tag fünf des Festes hat heute mit dem Sonnenuntergang begonnen und wir haben mittlerweile schon zwei Chanukkapartys hinter uns. Natürlich mit den Behinderten :-)
Das ist ein Heidenspaß!! Hier kümmert sich keiner darum wie der andere tanzt, wie der andere sich verhält, es haben einfach alle ihren Spaß dabei.

Am Sonntag ging´s auf die erste Party :-) Veranstaltet von Gefängniswärtern für alle Behinderten in Jerusalem. So kam es zu einer beachtlichen Anzahl an Partygästen die den Abend sehr genossen.
Zuerst gab es viel und gutes Essen und danach war es mehr ein Disko, in der alle mittanzen; ganz egal ob blind oder im Rollstuhl sitzend.

sobald es Essen gibt und das auch noch gut ist sind hier alle glücklich :-D
unsere Location - all in white :-)

Party Party



Ronja unsere deutsche Mitvoluntärin in einem Apartment von AKIM

es gab sogar einen Ballon als Andenken

Um ein bisschen Abwechslung zu haben sind wir gestern noch mit 5 Bewohnern im Pantomimetheater. Wunderbare Show und viel Gelächter.

Party Nr.2 war von AKIM für alle Behinderten. Wodurch etwa 200 Behinderte aus drei Hostels und 17 Apartments zusammen feierten.
Die Party war vom Ablauf her ähnlich wie die erste und man sie vielleicht ein wenig mit einer Weihnachtsparty eines Vereins vergleichen. Doch hier die Bilder zum anschauen und genießen:

Location Nr. 2

rechts Gad - einer meiner Mitarbeiter - mit Menasche einem unserer Bewohner

links Ilana - mit einem Namensgedächtnis von einer Minute - mit Jonathan

rechts Fadi: ebenfalls ein Voluntär aus Syrien, der in England lebt und in Gibralta arbeitet

Bildunterschrift hinzufügen

Ievgieni, mein kleiner Russe mit Daniel

los geht die Party


Rebekka - ebenfalls deutsche Voluntärin in einem Hostel



Paartanz mit unserer blinden Lea :-)

hier kommt keiner zu kurz :-)

bei so viel Aktion brauchen sogar die Voluntäre Pause
meine drei Mitbewohner: Sebastian, Moritz und Benjamin (die coolste WG die es gibt!!)


wer hätte gedacht, dass Party nur mit Behinderten so viel Spaß machen kann?! Dafür gibt´s:
einen Freudensprung zum Abschluss :-)
Bis bald mit neuen Ach und Krachgeschichten


Samstag, 8. Dezember 2012

Weihnachtstimmung?

Advent, Advent ein Lichtlein brennt...
Morgen brennt auch schon die zweite Kerze und von Weihnachtsstimmung ist hier kaum eine Spur. Bis auf meinen kleinen Adventskalender auf dem Tisch, der möglicherweise mit Weichmachern oder Mineralölspuren belastet ist, deutet hier wenig auf Weihnachten hin. Die Straßen sind zwar teilweise schön beleuchtet, aber diese Beleuchtung wird pünklitch, eine Woche vor Weihnachten, wieder abgehängt, da diese nur für Chankkua (ein 8 tägiges Fest der Juden zur Feier der Einweihung des 2. Tempels) aufgestellt wurden.
In einem Land mit nur 2% Christen gibt es nunmal andere Bräuche und Sitten und Weihnachten gehört nunmal nicht dazu. Hin und wieder trifft man auf einen kleinen Laden mit Weihnachtssachen doch der Tannenbaum hat Israel noch nicht erobert. Um doch etwas Weihnachtsstimmung ins Land zu bringen, wurde letzte Woche von der Erlöserkirche (eine deutsche evangelische Kirche) mitten in der Altstadt ein Weichnachtsmarkt veranstaltet. Ich selbst konnte daran leider nicht teilnehmen, da wir den 1. Dezember mit einem Freund, der sich mittlerweile wieder in Estland befindet, in Tel Aviv am Strand waren. Jedoch war der Weihnachtsmarkt nach Erzählungen von anderen aufrgrund mangelder Werbung eher ein Voluntärstreffen mit Glühwein bei 25°C.
Für uns ging es dann jedoch am Sonntag von Tel Aviv aus weiter nach Haifa zu einem weiteren Voluntärstreffen. Einem 3-tätigem Seminar für deutsche Voluntäre über religiöse und ethnische Minderheiten in Israel. Neben gutem Essen auf Kosten der deutschen Regierung gab es auch einiges zu lernen. So fuhren wir in verschieden Dörfer und bekamen Vorträge von den Einheimischen und konnten uns selbst mit ihnen unterhalten. Diese hatten teilweise sehr interessante aber auch teilweise sehr eigenartige Ansichten, Traditionen oder auch Sprachen. Was auch sehr schön zu sehen war, was der Israelische Staat alles dafür tut, damit diese Minderheiten in Israel in Harmonie mit der restlichen Bevölkerung leben kann, was nicht unbedingt selbstveständlich ist.
Dezemberwetter :-)



unsere Gruppe von 33 deutschen Voluntäre



im Bedouinendorf

Besichtigung einer Moschee - bei schon nicht merh ganz so gutem Wetter


bei den Drusen in ihrer alten Olivenpresse
der Dorfname heißt übersetzt: "sehr kalt", ist aber wohl immer noch weit aus wäremer als jeder Ort in Deutschland
wunderschöne Aussicht vom Drusendorf



In der Arbeit ist auch immer etwas los. Nächste Woche geht´s mit unseren Bewohnern - neben unseren normalen Auslfügen, wie zum schwimmen, reiten, in den Zoo - gleich auf zwei Chanukkapartys, zur Pantomimeshow und die Woche drauf noch in den russischen Zirkus. Das bedeutet für uns immer viel Arbeit, aber auch jede Menge Spaß.
Mittlerweile kann ich mich auch mit unseren Bewohnern ganz gut unterhalten, wodurch sich ganz andere Seiten meiner Arbeit aufzeigen. Nun kann man mit ihnen auch ein paar Späße machen und sie wirklich kennen lernen, anstatt nur ihr Verhalten zu studieren.
Nach vier Monaten habe ich mich auch schon ganz gut in das Leben mit den Behinderten integriert. So hatten wir letzte Woche eine neue "Testbewohnerin" für 3 Tage, um zu schauen, ob sie es sich vorstellen könnte zu uns ins Hostel zu ziehen. Diese 3 Tage waren sehr amüsant. Alle Bewohner waren sehr fasziniert von ihr, vor allem der männliche Part und ihr fließendes Mundwerk hat das auch noch verstärkt.
Als ich jedoch am zweiten Tag nach der Arbeit nach Hause gehen wollte und mich von allen verabschieden wollte schaut sie mich an und fragt: "Wohin gehst du denn so spät?" Sie dachte die ganze Zeit ich selbst würde auch auch im Hostel leben und sei unter den Behinderten wohl so ein junger Laufbursche und dachte nicht daran, dass ich dort arbeiten könnte. Mich selbst machte ihre Verwirrung fröhlich, da ich mich selbst nicht so von den Bewohnern abgrenzen will, sondern ihnen mehr ein Freund sein möchte.

bei der Arbeit :-)



Sonntag, 18. November 2012

zwischen Leichtsinn und Panik

In letzter Zeit habe ich meinen Blog ein bisschen vernachlässigt. So ist in den vergangenen Tagen und Wochen sehr viel passiert über das ich schreiben könnte. Angefangen von lustigen und schönen Geschichten aus der Arbeit, dem Leben mit den anderen Voluntären, unglaublich lustigen WG-Ausflügen, über Rollstuhlrennen im Zoo, dem Besuch meiner Mutter und der damit verbundenen Besichtigung vieler interessanter Orte in Israel, meiner anschließenden Reise nach Jordanien, meinem Hobby Touguide in Jerusalem zu spielen, Problemen in Brasilien, bis hin zur politischen Lage im Augenblick hier in Israel.
Doch angesichts der kritischen und ungewissen Lage und der vielen Nachfragen, möchte ich mich auf letzteres konzentrieren und euch auch ein bisschen darüber informieren, wie wir das hier alles wahrnehmen.

Die letzten Tage wurde in den deutschen und in den israelischen Nachrichten ständig über den Konflikt im Gaza berichtet. Doch selbst hier in Jerusalem kam das einem immer relativ weit entfernt vor. Man konnte alles von weitem beobachten und sich ein eigenes Bild von der Situation machen. Dieses sah bei uns Voluntären ziemlich verschieden aus. Die einen waren optimistisch, dass der Konflikt sich bald legt während andere sich bereits Horroszenarien von einem großen Krieg vorstellten.

16.11.2012 Freitagnachmittag ca. 16:30 Uhr - in einer Gemeinde messianischer Juden in der Innenstadt

Im Gottesdienst mit 2 anderen Voluntären; plötzlich hört man eine Sirene. Stille im ganzen Saal, überall nur verdutzte Blicke. Kann das wirklich war sein?! In Jerusalem - jetzt schon?? Keiner weiß was wirklich los ist, was passiert ist oder was passieren wird...
Aufgrund der Ungewissheit, wie ernst die Lage doch nun ist, wird der Gottesdienst abgebrochen, damit wir uns in einen sichereren Raum begeben können, um hier alles abzuwarten. Viele stehen unter Schock, manche weinen, weil sie wahrscheinlich Leute kennen, die nun selbst unten im Gazastreifen und Umgebung sind, beispielsweise als Soldaten. Alle sitzen in der mitte des Raumes, die Fenster werden abgeklebt, um bei einer Explosion Glassplitter zu vermeiden, das Radio wird eingeschalten um vielleicht etwas über die Lage zu erfahren, Kinder spielen auf dem Boden, andere beten und wieder andere warten einfach nur ab.
Nach ca. einer halben Stunde dürfen wir wieder ohne Gefahr den Raum verlassen und uns auf die Staße begeben. Hier sieht man wenig Leute, die meisten bleiben nun zuhause. Auf der anderen Seite sieht man aber auch Leute ganz normal im Café sitzen, als wäre nichts geschehen.
Später erfahren wir, eine der beiden Raketen sei bei Gilo eingeschlagen - einem Vorort Jerusalems, in dem die Volunteerinnen von AKIM leben. Durch die anfängliche Ungewissheit, was den überhaupt passiert ist, machen sich alle Sorgen. Im Nachhinein stellt sich aber heraus, dass nichts großes passiert ist und die Rakete im Waldgebiet eingeschlagen ist. Das nimmt ein wenig die Anspannung. Trotzdem sind alle ziemlich bedrückt und auch geschockt, da das der erste Luftalarm in Jerusalem seit über 20 Jahren war und selbst im Irakkrieg nie Raketen nach Jerusalem geschossen wurden.

Das ganze hat uns alle merken lassen: der Krieg ist nicht weit weg. Er ist hier um die Ecke, keine 70 km Luftlinie entfernt. Das hat diejenigen die leichtfertig mit der Lage umgegangen sind, in diese Gruppe würde ich mich im nachhinein auch positionieren, wach gerüttelt und andere wahrscheinlich noch mehr in Panik versetzt, sodass sogar auch schon die ersten Voluntäre in anderen Projekten nach Hause geflogen sind. Das ist aber auf alle Fälle nicht das was ich und auch die meisten anderen Voluntäre anstreben. Ich denke hingegen zu diesem doch so ungeschickten Zeitpunkt über eine Verlängerung meiner Zeit in Israel nach.

So kommen wir noch zu einem weiteren Punkt: meinen Problemen mit Brasilien. Die brasilianische Regierung hat mal wieder gemeint, sie müsse die Einreisebestimmungen ändern und hat kurzer Hand die maximale Aufenthaltszeit auf 90 Tage gekürzt. So kommt es, dass ich nun nachdenke möglicherweise bis März in Israel zu bleiben. Jedoch werde ich das nun auch noch von dem weiteren Verlauf der Situation im Gaza abhängig machen, da man jetzt noch nicht absehen kann wie der Konflikt weiter geht und ob er sich nicht vielleicht demnächst auch ausweitet. So bleibt uns nichts weiteres übrig als die Lage zu beobachten, abzuwarten zu hoffen und zu beten, dass sich nicht der Krieg uns allen einen Strich durch Rechnung zieht und wir deshalb unseren Einsatz abbrechen müssen.


Ich hoffe ihr müsst auf meinen nächsten Eintrag nicht all zu lange warten und ich kann euch nächstes mal wieder erfreulicheres mitteilen.

Samstag, 13. Oktober 2012

Am Ende der Feiertagssaison kommt die Bescherung

Die Feiertagssaison in Israel ist zu ende!! In den letzten Wochen jagte ein Feiertag den anderen und das Land befand sich regelrecht immer wieder in einem Ausnahmezustand.

Angefangen hat alles am 17-18 September mit "Rosh Hashanah" - dem Neujahrsfest nach dem jüdischen Kalender. Da AKIM auch der Meinung ist, dass Volunteere an Feiertage nicht arbeiten dürfen, hatten wir immer wieder frei und nutzten wie im letzten Blog zu lesen gleich diese Situation um nach Eilat zu fahren.

Kurz daruaf folgte auch schon Yom Kippur (ebenfalls Tote Hose und doch immer was los). Dem Versöhnungsfest der Juden, welches das höchste Fest der Juden ist.

Klagemauer an Yom Kippur - alle in weiß gekleidet (Farbe der Versöhnung) und total überfüllt
Ebenfalls nur 5 Tage später kam auch schon wieder der nächste Feiertag - Sukkot fing an, auch besser bekannt als das Laubhüttenfest. Dies geht gleich eine ganze Woche lang. Jedoch ist hier nur der erste Tag ein richtiger Feiertag, die restlichen Tage sind "nur" Halbfeiertage. Das Land steht aber trotzdem total auf dem Kopf, zumindest in Jerusalem.
Das Laubhüttenfest ist eines der drei großen jüdischen Wallfahrtsfeste. Das erste ist Pesach - für die Christen wurde das zu Ostern, danach Schavuoth - das wurde zu Pfingsten und dann kommt Sukkot, welches bei den Christen keine all zu große Rolle spielt, obwohl es auch Prophezeiungen in der Bibel gibt, dass einmal die ganze Welt mit Jerusalem das Laubhüttenfest feiern wird.

Beim Laubhüttenfest, dem Fest der Freude und Dank, werden überall Sukkas - Laubhütten - aufgebaut, in denen sich im Laufe der ganzen Woche die Festlichkeiten abspielen. Die Laubhütten sind sehr einfach gehaltene Hütten/Zelte, welche dann mit allen möglichen Symbolen geschmückt werden.
Die Hütten sollen an den Auszug aus Ägypten und die damaligen Lebensbedingungen erinnern. Gleichzeitig ist das Fest eine Art Erntedankfest, sowie auch eine Zeit in der man für einen regenreichen Winter betet, da Israel das ganze Jahr über auf den Regen des Winters angewiesen ist.
Eine weitere Sache die an Sukkot gefeiert ist, ist die Tora. Die tora wird wöchentlich immer am Sabbath gelesen und ist dafür in einen Jahreszyklus eingeteilt. Dieser Zyklus  hört an Sukkot auf und beginnt nach Sukkot mit einem weiteren Feiertag: "Simchat Torah", was "Freude der Tora" bedeuted. Freude sieht man an diesem Tag auch eine Menge. Alle verziehrten Toras werden herausgeholt und man tanzt mit ihnen in der Hand auf großen Plätzen zu freudiger Musik und hat jede Menge Spaß. Die Tora wird richtig gefeiert!!

große öffentliche Feier an Simchat Tora in einem Park
Alle froh am tanzen und singen :-)

kleine Impression von den Tanzeinlagen der Juden :-)
Jeder tanz eigentlich so wie er will, jedoch doch alle zusammen
Auch sehr interessant ist, dass hier doch auch noch stikte Geschlechtertrennung vorherrscht


zu Besuch bei Dror -einem messianischen Juden :-)
seine Frau ist zudem noch aus Goiania, Brasilien, also genau aus der Stadt in die ich im Januar hingehen werde :-)

Hatte dann also auch gleich, mit den 2 kleinen Jungs, einen kleinen Vorgesschmack meiner Arbeit dort :-) :-) und ich freue mich schon riesig darauf





Noch nicht genügend Feiertag? Nein, es gibt ja jede Woche noch den Sabbath, welcher auch immer wie ein Feiertag praktiziert wird. So sieht man nur ein Bruchteil der Autos auf den Straßen und die normalen Busse beispielsweise fahren auch nicht mehr. Dieser Tag wird meißt mit der ganzen Familie (jüdische Familien sind ganz schon groß; 5 Kinder sind total normal) im Park verbracht. Man isst das Essen, welches am Vortag zubereitet wurde, liest in der Tora, der Vater lehrt seine Kinder, es wird gebetet, gespielt und auch einfach mal nichts getan. So ist es auch für uns schwer am Sabbath etwas zu unternehmen, da man nicht so gut von zuhause wegkommt und dann auch alles geschlossen hat.

Die Altstadt von Betlehem
Heute morgen haben wir jedoch eine kleine Tour nach Betlehem gemacht, da die arabischen Busse trotzdem noch fahren. Eine Stadt in der die Touristen sehr gerne über´s Ohr gehauen werden. Wir waren jedoch mit Fadi, einem Syrier, welcher auch Volunteer bei AKIM ist da, wodurch wir alles zu normalen Preisen bekommen haben.

Da wir ja europäisch aussehen, will einem auch immer jemand etwas andrehen: arabischen Kaffe für 5 Schekel (NIS), Trauben für 10 NIS das Kilo, Falafel für 15 NIS Schreibenzieher für 20 NIS und no Menge anderes Zeug.
Unsere Ausbeute war dann jedoch Kaffe für 1NIS (20ct), 3kg Trauben für 10NIS (2€), Falafel für 4NIS (0,80€), ein Schreibenzieher für 10NIS (2€) und noch eine Fahrradpumpe für 10NIS (2€).
auch Tiere kann man hier auf dem Markt kaufen - vom kleinen Küken, über das Kaninchen bis zum Hund
Als nächstes wird also Arabisch auf Verhandlingsbasis gelernt :-) Dann kann man das auch alles selber bekommen.

Der einzige Platz an dem man in Betlehem dann auch Touristen sieht, ist die Geburtskirche Jesu. Diese ist dann dafür völlig überlaufen. Um zur Stelle zu gelangen, an der Jesus angeblich geboren ist, muss man mind. 20 min warten und das schon um 9Uhr morgens. Fadi hat jedoch mit dem Sicherheitspersonal geredet und so sind wir direkt durch den Ausgang der kleinen Grotte reingekommen :-D Araber unter Arabern halt, die helfen sich gerne untereinander...
orthodoxer Altar in der Geburtskirche - alles voller Weihrauch
die Kirche ist aber eigentlich ganz schön und bereits 1600 Jahre alt und deshalb ein bisschen heruntergekommen
Kirchenatmosphäre kommt hier aber nicht richtig auf, da hier so viele Touristen sind
endlich mal wieder bisschen Polnisch hören :-)
erst ein bisschen einem polnischen Gruppenführer zuhören und dann noch einen kleinen polnischen Gottesdienst

Auf dem Rückweg ging es dann wieder über den Checkpoint und lauter Grenzkontrollen zurück, da ja eine riesige Betonmauer Israel und Palästina trennt. Wir Europäer werden da aber nicht direkt geprüft, da man sieht, dass wir nur Touristen sind. Bei den Palästinensern ist das jedoch anders, da nicht jeder von ihnen nach Israel darf, sondern nur Leute mit einer speziellen Erlaubnis. Alles aufgrund der Sicherheit...

Es war jedoch ein schöner Ausflug und Palästina wird nun wahrscheinlich ein öfteres Reiseziel sein.

Ein Ereignis dieser Woche möchte ich euch noch mitteilen: Wir haben endlich einen Kühlschrank!!!
Bisher mussten wir immer nach oben laufen, in das andere Apartment und unsere Sachen holen und auf 2 Fächer im Kühlschrank beschränken. Da jetzt nur noch Fadi obern wohnt und wir unten zu viert sind, durften wir uns den Kühlschrank runterholen :-)
Erstmal mussten wir aber den alten Geschirrspüler, bei dem bereits Teile fehlen raustragen. Anschlüsse abdrehen, abtropfen lassen, Geschirrspüler und Druckflasche aus der Küche schieben, Treppen rauftragen und rausstellen.
Danach ging´s zum Kühlschrank: ausräumen, zur Tür schieben, dreimal rumdrehen bis er durch die Tür passt, zur nächsten Tür schieben, quer tragen, das ganze Kondenswasser auf den Boden tropfen lassen, die verwinkelte Truppe runter, durch unsere Haustür und bei uns in die Küche :-) HAHA schön wär´s, die Tür ist zu klein :-D Alles ausprobieren, längs, quer, schräg, hochkant... er will einfach nicht rein. Henkel des Kühlschranks abschrauben, nochmal das gleiche, aber er passt immer noch nicht, es fehlt nich besonders viel. Überlegung den Kühlschrank nicht einfach in den Flur zu stellen. "Nein das sieht scheiße aus und nimmt zu viel Platz, ein Kühlschrank gehört halt einfach in die Küche!!"
Kühlschranktüren abbauen - Werkzeug fehlt. Küchentür aushebeln, geht nicht, komisches System. Komplette Tür abschrauben, richtig schwere Arbeit, da die Schrauben schon total abgenutzt sind. Kühlschrank reinschieben. Er passt!! Millimeterarbeit, aber er passt :-) Anschließen und erstmal überprüfen ob er nach dem ganzen gequetsche und rumprobiere nicht Schaden genommen hat, aber er funktioniert. Erleichterung und Freude!! Henkel des Kühlschranks wieder anschrauben, Tür wieder anschrauben und das Essen runtertragen.

Was für ein Aufwand für einen Kühlschrank :-D Aber er hat sich definitiv gelohnt :-) und es fühlt sich für uns an wie ein weiterer Feiertag :-D

DA IST DAS DING!!!

ungewollter Mitbewohner - die sind sogar richtig groß
Auch so etwas gehört manchmal zu so einem Auslandsjahr

Mittwoch, 26. September 2012

Tote Hose und doch immer was los

Hauptverkehrsstraße ohne ein einziges Auto
Heute ist Jom Kippur und das heißt in Jerusalem sieht es aus als würden hier keine Menschen mehr leben. Die Stadt ist größtenteils wie ausgestorben. Es fahren keine Autos herum und es sind auch so gut wie keine Fußgänger unterwegs, da man an Jom Kippur nicht arbeiten, sondern fasten und für Vergebung beten soll. So ziehen sich fast alle in ihre Häuser zurück um sich zu besinnen.

Um immerhin ein wenig von diesem Feiertag mitzubekommen, werden wir gleich an die Klagemauer gehen um das ganze geschehen sich ein wenig anzuschauen.

In den letzten zwei Wochen ist jedoch so viel geschehen, sodass ich gar nicht mehr zum schreiben gekommen bin.

Angefangen hat es erstmal mit einer ganz normalen Arbeitswoche. Die Schule hat wieder angefangen und ich hatte sehr viel Spaß mit den Kindern. Doch am Ende der Woche, fragte mich David, mein Chef in Beit Julia, ob ich nicht ganz dort arbeiten möchte, da er mit mir in den letzten Wochen zufrieden war und wenn ich dann nur noch halbtags dort bin, nicht mehr all zu viel mit den Bewohnern machen kann. So bat ich ihn um ein wenig Bedenkzeit über das verlängerte Wochenende, da hier ja Neujahr gefeiert wurde.

gemütlicher Innenhof unseres Hostels
Um nicht 5 Tage zuhause zu sitzen haben Rebekka und Ronja - zwei andere Volunteerinen aus Deutschland bei AKIM - und ich unsere Rucksäcke gepackt und sind für 5 Tage nach Eilat ans Rote Meer gefahren.
Hier haben wir in einem kleinen, gemütlichen, christlichen und günstigen Hostel übernachtet.
Dort trifft manecht viele coole Leute aus der ganzen Welt, unter anderem mal wieder Südafrika, Australien und Niederlande, aber es waren noch viele andere Nationen vertreten.

Das Rote Meer bei der Abenddämmerung  :-)


Der Kurzurlaub wurde dann jedenfalls hauptsächlich am Strand verbracht beim schnorcheln, aber es tat auch mal wieder gut ein wenig Zeit für sich zu haben, da hier in Jerusalem mittlerweile immer etwas los ist, da wir mittlerweile in unserer Wohnung zu viert sind und auch jede Menge andere Volunteere sich in Jerusalem befinden :-)
einfach ein herrlicher Blick in Richtung Jordanien
Eilat kurz nach Sonnenuntergang
Irgendeine alte Weisheit sagt, dass man nur glücklich sein kann, wenn man 2 mal im Jahr den Sonnenaufgang sieht. In Eilat haben wir das dann direkt 2 mal hintereinander gemacht und es bietet sich einfach ein wunderbares Bild :-) :-)
Der Nachbar von unserem Hostel hat uns dann auch realtiv preisgünstig eine Jeeptour durch die Wüste angeboten :-) ein unvergessliches Erlebnis und nur weiter zu empfehlen
trotz der sehr armen Vegetation und der Trockenheit betet die Wüste Negev immer wieder ein komplett neues Bild und jedes mal einfach wieder nur unfassbar schön. Leider sind die meisten meiner Bilder der Wüste beschädigt oder gar nicht mehr zu finden (wahrscheinlich durch die Hitze?!), wodurch es schwer ist, diese Eindrücke weiterzuvermitteln.
Ronja und ich vor einer kleinen Quelle (24 Liter Wasser am Tag) - einer der wenigen Punkte wo die Tiere überhaupt etwas zu trinken finden
Nach 4 1/2 Tagen war das Abenteuer jedoch schon wieder vorbei und es ging zurück nach Jerusalem.

Zurück hier musste ich David nun meine Entscheidung mitteilen. So habe ich mich dazu entschieden nur noch in das Hostel zu gehen, da ich denke, dass ich da bessere Arbeit leisten kann.
Mit dieser Entscheidung bekam dann auch Benajmin, der neue Volunteer und mein Zimmermitbewohner die Chance mit den Kindern zu arbeiten, worüber er auch sehr froh ist.

Als Benjamin ankam gab´s dann mal wieder viel von Jerusalem zu sehen. Ich habe ihn ein bisschen durch die Stadt geführt und am Ende sind wir über 5h unterwegs gewesen. Das hat mich ein wenig wieder daran erinnerert, wie ich in meinen ersten Tagen durch Jerusalem gelaufen bin und alles erkundet habe. Andererseits ist mir aber auch aufgefallen wie viel ich in Jerusalem noch nicht gemacht und gesehen habe und was noch alles auf meiner Liste steht.

Am darauffolgendem Tag schrieb mir dann Fabian, mein Seminarleiter in Deutschland, dass er nun angekommen sei und in die Altstadt gehe. Da wir aber nicht Handynummern des jeweils anderen hatten, konnten wir uns nicht genauer verabreden, aber so bin ich einfach auch mal in die Altstadt gelaufen und habe ihn dann dort relativ schnell einfach auf dem arabischen Markt getroffen :-)
Es war jedenfalls sehr schön ihn mal wieder zu sehen und es hat mich alles sehr an die Seminare erinner, welche einfach nur der hammer waren.
Am Sonntag waren wir dann auch mit ein paar anderen Volunteeren im Gottesdienst und hatten eine richtig schöne Zeit zusammen.
Da mir ja aufgefallen ist, dass ich noch nicht so viel "Tourizeug" in Jerusalem gemacht habe, haben wir uns auch direkt für eine Tour über die Altstadtmauern am nächsten Tag getroffen.

Gestern hat dann auch Jom Kippur angefangen. Der höste Feiertag der Juden, an dem sie um Vesöhnung und Vergebung bitten. Um die richtige Umgebung dafür zu haben, ist es für die Juden verboten Auto zu fahren, zu essen, zu trinken, Körperhygene zu betreiben... Deshalb sieht es hier aus, als wäre hier Krieg augebrochen, weil einfach niemand auf den Straßen zu finden ist. Bis auf den Abend, wo dann all Familien raus kommen, damit die Kinder auf den leeren Straßen spielen können.
Rebekka und ich wurde jedoch gestern Abend von Adam, dem Australier den wir in Eilat getroffen haben zu einer christlichen Konferenz eingeladen und wir hatten einen richtig schönen Abend. Vor allem war es dann aber sehr komisch nachts nach Hause zu laufen, während kein Auto fährt und man nur noch auf Jugendliche trifft die auf den Straßen abhängen.

Jetzt geht´s aber dann gleich mal in die Altstadt um ein bisschen an diesem einmaligen Feiertag teilzunehmen, da die Juden dieses Jom Kippur auch das erste mal gemeinsam in der Öffentlichkeit für die Erscheinung des Messiases beten.

Bis bald...